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Der Tag der Räumung !  Tag des Beginn eines Bürgerkriegs ?

Berichte über den Verlauf der Ereignisse am 19. Mai 2010

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Der 19. Mai 2010 wird wohl als der schlimmste Tag in die thailändische Geschichte eingehen. Bereits in der Nacht zum 19. Mai liefen die Vorbereitungen zum Sturm auf die Blockaden in der gesamten Stadt auf vollen Touren. Noch in der Dunkelheit ab 4 Uhr früh wurden Späheinheiten an die Palisaden der Rothemden herangeführt. Mehrheitlich im Schutz und Unterstützung von Schützenpanzern. Von allen Seiten bewegten sich die Soldaten auch auf das Demonstrationszentrum der "Rothemden" zu. Der ungleiche Kampf von etwa 30. 000 bereit stehenden und gut ausgerüsteten Soldaten gegen etwa 2 bis 3 Tausend aktive Kämpfer der Rothemden. Ausgerüstet mit nur wenigen Pistolen und Gewehren. Die meisten nutzen die frei verkäuflichen Feuerwerkskörper, selbstgebastelte Abschussrohre und Zwillen für die Gegenwehr.

 

Im Schutz der Dunkelheit bringen sich Armeeeinheiten in Position. Von der Hochstraße hat man einen guten Blick über das Demonstrationszentrum.  Auch auf der Skytraintrasse positionieren sich die Sicherheitskräfte. Wo sich noch vor Stunden kein Soldat aufhalten konnte, schießen sie nun auf die Aktivisten der "Rothemden".
 
Soldaten auf der Skytraintrasse überblicken die Kampfzone und zwingen die noch verbliebenen Zivilisten das Demonstrationszentrum zu verlassen. Wie im Handstreich wird die grüne Lunge der City, der Lumphini-Park von den Armeeeinheiten eingenommen. Kurz danach stehen die Schützenpanzer vor den Barrikaden des Demonstrationszentrums.

Vermutlich ist dieser Tag der Ausbruch eines jahrelang andauernden Guerilla-Kriegs der UDD-Parteianhänger. Schon in den ersten Stunden der Räumung ist ersichtlich, dass sich die Kämpfer der "Rothemden" nicht direkt mit den Armeeeinheiten messen, sondern flexibel reagieren und woanders mit Gewalt zuschlagen können. Schon am frühen Morgen stehen die Schützenpanzer vor den Barrikaden am Zentrum des Widerstands. Einige Führer der "Rothemden" können flüchten. Andere werden sich, so die Berichte, der Regierung stellen, andere wiederum werden gesucht. Ob das den Widerstand der Rothemden-Kämpfer bricht, muss bezweifelt werden. Gleich nach dem Beginn der Räumungsoffensive kommen Meldungen aus den Provinzen im Norden und Nordosten, dass auch dort Rothemden-Demonstranten öffentliche Einrichtungen besetzen. 

 

Soldaten bereiten den Sturm des Demonstrationszentrums vor. Schützenpanzer macht halt vor der Barrikade des Demonstrationszentrums.
 
Ausgeruhte Militäreinheiten gehen im gesamten Stadtzentrum Bangkoks gegen die "Rothemden" vor. Letztlich sind die Barrikaden kein Hindernis für die Soldaten. Die Rothemden flüchten in der Mehrzahl und setzen den Widerstand woanders fort.

Laut offiziellen Angaben des Krisenstabs rechnet man den ganzen Tag mit bewaffneten Auseinandersetzungen. Schulräume wurden bereits zuvor als Notlazarette hergerichtet. Aus Regierungskreisen rechnet man mit bis zu 500 Toten in nächster Zeit. Überlall in der Stadt werden nun Barrikaden vom Militär gestürmt. "Rothemden" flüchten vielmals per Motorrad in die umliegenden Straßen. An vielen Stellen der City fallen Schüsse. Scharfschützen der Sondereinheiten sind noch an vielen Stellen positioniert. Auch Zivilisten sind im Stadtzentrum extrem gefährdet, da ja "Rothemden" von der Kleidung nicht mehr von Zivilpersonen zu unterscheiden sind. Die UDD-Führer Jatuporn Prompan und Natthawut Saikua haben sich gegen Mittag der Polizei gestellt. Die meisten Online-Zeitungen sprechen allerdings von "Festnahmen". Beide "Rothemden-Führer" rufen ihre Mitglieder zur "Einstellung der Kämpfe" auf. Doch noch fallen vereinzelnd Schüsse - in den Stadtteilen. Laut deutscher Botschaft, die per e-Mail-Mitteilung auf der Webseite eingetragene Deutsche informiert, hat die UDD die Einstellung der Kämpfe ausgerufen. Dennoch wird die Sicherheitslage in der Stadt und in den Nord-Ost-Provinzen höchstwahrscheinlich gefährlich bleiben. Die Frage nach einer Guerilla-Taktik versprengter Anhänger wird erst in den nächsten Tagen zu beantworten sein.

 

Soldaten überwinden die Barrikaden vom Lumphini-Park her und besetzen das Demonstrationszentrum. Das Areal wurde durchsucht und wie es scheint, richten sich die Soldaten hier erst einmal ein. Ein Wasserwerfer der Polizei löscht die zum Sichtschutz von den Aufständischen entzündeten Reifen. Schon in den frühen Nachmittagsstunden wird mit den Aufräumarbeiten begonnen - Barrikaden abgetragen.

UN Generalsekretär Ban Ki-Moon hatte noch heute Morgen für eine Vermittlung ausgesprochen. Beide Seiten sollten allerdings ihre Bereitschaft signalisieren. Auch ein Mitarbeiter von Amnesty International kritisierte die Schärfe der militärischen Vorgehensweise. Soldaten schlagen ein Camp auf dem ehemals besetzten Demonstrationszentrum auf. In einigen Vorzeige-Shopping-Malls (Central World und Siam Paragon), die unweit zum Demonstrationszentrum liegen, sind Feuer ausgebrochen. Auch bei einem TV-Sender und der Stock Exchance of Thailand (Börse) wurden Feuer gelegt. Vereinzelnde Brandherde gibt es im gesamten Stadtzentrum. Über Opferzahlen kann im Moment nur spekuliert werden. Wir warten ab, bis etwas verlässlichere Zahlen von mehreren Stellen genannt werden. Zumindest für Bangkok wird heute Nacht eine Ausgangsperre (20:00 bis 06:00 Uhr) verkündet. Der Funke sprint auf den Nordosten über, wie es die Bilder aus der ca. 250 000 Einwohner Stadt im Nordosten zeigen. 

 

In der Großstadt Ubon Ratchathani (700km nordöstlich von Bangkok) gab es bereits am Mittag Demonstrationen von ca. 1000 UDD-Anhängern. Die Demo schlug in Gewalt um. Auch hier gab es Schüsse zu hören. Ubon`s Bevölkerung lebt in dem Gebiet des relativ armen Isaan. Mit der Ausbreitung von Gewalttätigkeiten wurde hier gerechnet. Demonstranten stürmen hier ein staatliches Gelände. Auch in anderen Städten des Isaan gibt es Unruhen.
 
Unbändiger Frust: hofften die Demonstranten noch vor einem Tag Neuwahlen zugestanden zu bekommen, haben sie nun mehr als NICHTS erreicht. Die Wut trifft auch das Symbol des Kapitalismus. Auch in Europa wird über die Macht von Founds & Börsen sogar von der Politik gewettert. Gibt es doch Parallelen ?

Auch in Khon Kaen (ca. 350 000 Einwohner, 440 Straßenkilometer von Bangkok entfernt) legten Demonstranten Feuer und besetzten das Rathaus. Die Forderung: sofortige Parlamentsauflösung und Neuwahlen. In Bangkok wird das Redaktionsgebäude der Bangkok Post und der Schwesterzeitung in thailändsicher Sprach Post Today geräumt, weil "Rothemden" es stürmen könnten. Die "Roten laufen Amok" lautet die Schlagzeile einer Zeitung. Die Unnachgiebigkeit und zurückgezogenen Verhandlungsangebote der Regierung bringen die Basis der UDD-Wähler in Aufruhr. Andererseits möchte man sagen, das "Militär ballert Thailand ins Chaos" Mit Anschlägen in ganz Thailand ist zu rechnen. Aus dem Süden gibt es - noch - keine Meldungen. Landesweit werden in den Zeitungen Thais zu Blutspenden aufgerufen.

Gegen Abend wurde der Flughafen von Chiang Mai geschlossen. Einige Führer der "Rothemden" wurden in ein Army-Camp bei Hua-Hin geflogen. Das Stellen der Rothemden-Führer war ein Überlebens-Schachzug. Einige UDD-Vertraute meinten, dass man sich so einer gezielten Tötung entziehen konnte. Als Beispiel nannte man das Schicksal von General Khattiya, der am 13. Mai von einem Kopfschuss tödlich verletzt wurde. In Udon Thai (ganz im Nordosten von Thailand, ca. 260 000 Einwohner) ist es zu schweren Ausschreitungen gekommen. Auch in anderen Städten im Nordosten brennen Rathäuser. Jetzt wird es dunkel in Bangkok und die Ausgangssperre tritt in Kraft. Ob es in der Nacht ruhiger wird ?

 

Mut & Courage haben Mönche. Einige ziehen Assoziationen mit Myanmar (Burma), wo diese auf der Seite der Bevölkerung standen, deren Aufstand nieder geschlagen wurde.  Mönche die sich auf dem Gelände der Demonstranten befanden - oder auch nur für die Mäßigung eintraten wurden (vorläufig ?) festgenommen.
   
Vielleicht wird keiner die wahre Anzahl der Getöteten auf den Straßen Bangkoks an diesem Tag je erfahren. Das es zukünftig noch mehr sein werden, scheint sicher. Junge Soldaten, eingesetzt in einen Konflikt, für den sie nichts können. Thais schießen auf Thais. Auch das Militär beklagt einige Tote Angehörige.

Militär und Regierung sprechen von einem Sieg. Medien von einer Kapitulation der "Rothemden". Viele von einen beginnenden Guerilla-Krieg. Dieser, wenn er denn wirklich kommt, wird von der größten politischen Gruppierung, die jetzt ohne nichts da steht, unterstützt. Die Zukunft des so beliebten Urlaubslandes ist in Gefahr. Nur ein "starke" Militärjunta wird Ruhe ins Land bringen können. Letzte Meldungen: Probleme gibt es beim Flugverkehr. Einige innerthailändische Fluglinien stellen der Flugverkehr ein bzw. streichen Flüge. Aufgrund der anhaltenden Unruhen in der Innenstadt gibt es Probleme bei der An- und Abfahrt zum intern. Flughafen. Thai-Airways, die Arabischen Airlines und Lufthansa wollen weiter regulär Starten- und Landen. Auch auf die 21 Provinzen, wo der Notstand ausgesprochen wurde (siehe Politik-Seite), ist soeben eine Ausgangssperre verhängt worden. Zensur: Bildmaterial für und von Fernsehsendern, dass das Land verlässt, muss vorher freigegeben werden.

 

Überwiegend Frauen, die noch am Rande der Demonstrationszone anzutreffen waren, lassen schon mehr Wut als Trauer erkennen. Viele der UDD-Kämpfer sind inhaftiert. Auch die Augen wurden später verbunden. Wohin die mutmaßlich Hunderte gebracht werden, ist nicht bekannt.

Die regierungsfreundliche "The Nation" zeigt spät am Abend eine Panoramaaufnahme von der Skyline Bangkoks und titelt zu deutsch "Bangkok weint".

 

Die Chronologie der Ereignisse am 20. bis 22. Mai finden Sie auf der Seite "Unruhen 2".

 

Bangkok Post  (engl.-sprachige TZ) Thailand Tip (Eine deutschsprachige Zeitung)
The Nation  (engl.-sprachige TZ) Phuket-Gazette (Eine englischsprachige Zeitung)
 
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