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Chronologie im Detail von März bis zum 18. Mai 2010 - vor der Räumung des Demonstrationszentrums

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Ab Mitte 2009 bis zum März 2010 war die politische Lage in Thailand relativ ruhig. Demonstrationen der UDD fanden überwiegend in den Nord- und Ostprovinzen statt. Die Zweiteilung des politischen Thailands hat sich jedoch zementiert. Am Wochenende des 13./14. März 2010 kam es jedoch zu einer neuen Großdemonstration von UDD-Anhängern in Bangkok. Die Demos verliefen jedoch weitgehendst ruhig. Anlass waren zum wiederholten Male Rücktrittsforderungen der "Redshirts" gegen die amtierende Regierung. Die Demos in Bangkok zogen sich bis zu unseren Ostertagen, die auf den 4. und 5. April 2010 fielen hin. Ende März 2010 gab es die ersten Gespräche zwischen Ministerpräsident Abhisit Vejjajiva und Führern der "Redshirts". Deren Anhängerschaft in Thailand auf etwa 40% der Wähler geschätzt wird.

Eine Einigung über die Rücktrittsforderungen der Opposition an die Regierung gab es nicht. Dennoch sollen Gespräche über spätere Neuwahlen stattgefunden haben. Die Protestkundgebungen der UDD-Rothemden vierliefen - auch wegen gewaltloserer Maßnahmen von Polizei und Militär - recht ruhig. Im laufe weiterer Tage kam es zu Grossdemos in einigen Gebieten der Innenstadt, wo, wie überall, Touristenhotels liegen. Die Regierung verbot diese Veranstaltungen. Jedoch ohne Erfolg. Armeechef Anupong Paochinda solle sich gar geweigert haben, gewaltsam gegen Demonstranten vorzugehen.

Am 07.April 2010 stürmten wenige Tausend Rotshirt-Demonstranten das Parlament während einer Sitzung. Einige Minister wurden mit dem Hubschrauber ausgeflogen, andere verliessen fluchartig das Areal des Parlaments. MP Abhisit verschob eine geplante Auslandsreise. Am Nachmittag des 07. April 2010 wurde der Ausnahmezustand über Bangkok, Nonthaburi und einige Distrikte von Samut Prakan, Pathum Thani und Nakhon Pathom ausgerufen. Das ermächtigte das Militär und Polizei gewaltsam u.a. gegen größere Protestgruppen vorzugehen.

09. April 2010: Die Parteiführung der UDD (United Front for Democracy against Dictatorship) und ihre Redshrits-Anhänger mißachteten jedoch den Ausnahmezustand. Die Regierung erließ Haftbefehle gegen mehr als 30 Führer der Rothemden, mit denen man noch vor ein paar Tagen am Verhandlungstisch zusammen saß. Mit den Notstandsgesetzen wurde auch der thailändische Satelliten-Sender People's Television (PTV), der pro Rothemden sendet, an der Ausstrahlung gehindert. Die Sendestation der ThaiCom, über die der Kanal ausgestrahlt wird, wurde daraufhin von den Rothemden gestürmt und ging wieder auf Sendung. Am 10. April 2010 wurde der Sender später wieder von treuesten Armeeeinheiten zurück besetzt und der Sender PTV wieder abgeschaltet. Letztlich gelang es den Demonstranten den Sender wieder "on-air" zu bringen.

Regimekritische Webseiten und Blogs wurden im Internet zuhauf gesperrt. An mehreren Stellen der Stadt kam es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und den Sicherheitskräften. Die philippinische Regierung hat als erste Nation Thailand zum Dialog am Verhandlungstisch aufgefordert - weitere Länder folgten. Ausschreitungen lagen in der Luft. Einige Stationen des Skytrains wurden vorübergehend geschlossen. Rothemden hatten die Sicherheitskameras mit roten Plastiktüten zugehangen, um Beobachtungen ihrer Protestbewegungen zu verhindern. MP Abhisit droht via TV mit einer weiteren Verschärfung beim Einsatz der Sicherheitskräfte. Die Rothemden wollten nicht Nachlassen, ehe die Regierung zurück tritt oder Neuwahlen verspricht. Die wasserreichen Songkran-Festlichkeiten der Stadt, geplant vom 13.04. bis 15.04.2010, wurden vom Bangkoker Bürgermeister abgesagt. 

In den Nachmittagsstunden des 10. April 2010 kam es zu schweren Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Spezialeinheiten von Polizei und Militär. Die Straßenschlachten dauerten bis spät in die Nacht. Die Bilanz fiel schockierend aus. Auf 26 Tote und ca. 900 Verletzte summierte sich der Blutzoll des "Black Saturday" letztlich. Unter den Toten war auch ein 43-jähriger japanischer Reporter der Nachrichtenagentur Thompson Reuter. Er erlag durch einen durchschlagenden Brustschuss. Es kam zu kriegsähnlichen Zuständen an mehreren Stellen Bangkoks. Auch die bei den Rucksacktouristen so beliebte Khao San Road mit den vielen kleinen Hotels und Geschäften gab es Straßenschlachten mit Toten. Am Tag danach ab es weitere Protestkundgebungen der UDD, aber keine erwähnenswerten gewaltsamen Auseinandersetzungen mehr. Das Militär zog sich in die Kasernen zurück.

In Zeiten der schnellen Datenübertragung, der Fotohandys, Blogs und des Internets zirkulieren Nachrichten schneller. Bei den Demos gibt es unzählige filmende Demonstranten und Mitläufer. Internetforen und Webseiten wie Youtube ermöglichen oft die rasche- und freie Meinungsäußerung, die von Medien nicht oder nur unvollständig wiedergegeben werden. Kleine, teilweise zufällige Film- und Fotodokumente werden dort gehostet. Wir haben hier eine Linkseite zu Youtube, wo man erschreckende Dokumente zu den Ereignissen des 10. April sehen kann. Hier !

12. April 2010: Führer der Rothemden riefen weiter zu Blockaden auf. Rückten von Forderungen nach dem Rücktritt der Regierung und unverzügliche Neuwahlen nicht ab. Verhandlungen mit der Regierung werden abgelehnt. Demonstranten hielten weiterhin einige Plätze und Straßen im Zentrum Bangkoks besetzt. Erste Ergebnisse der Autopsien von Todesopfern am 10. April  wurden von  Bangkoker Krankenhäusern an die Presse gereicht. Bei 9 Leichen, auch der des Fotoreporters von Reuters, sind Einschüsse in Köpfe und Herzen diagnostiziert worden. Alles deutete auf den Einsatz von Spezialgewehren und Spezialmunition der (Hecken-) Schützen hin. Die Roten veranstalteten einen Trauerzug durch Bangkok in Gedenken an die Toten. Die thailändische Wahlkommission empfahl am 12. April 2010 die Auflösung der Demokratischen Partei wegen falsch deklarierter Wahlspenden. Dieses Gremium machte schon vor Jahren - u.a. wegen der Verbotsempfehlung  der TRT-Partei - Schlagzeigen. Die Empfehlungen der Wahlkommission gelten als Vorschlag für die folgende Rechtsprechung durch das thailändische Verfassungsgericht.

Auch am 13. April 2010 wurde die Diskussion um eine Parlamentauflösung und Neuwahlen innerhalb der Regierungsparteien und zwischen der Opposition und der Armee fortgesetzt. Eine allgemein akzeptierte Lösung oder gar eine Institution oder Person, die eine gewisse Aussöhnung zwischen den Konfliktparteien erreichen könnte, ist nicht in Sicht. Der Machtpocker beginnt von vorn. Wohl wieder einmal eine "loos-loos-Situation" für das thailändische Volk. Am 14. April 2010 gehen die Demos der "Roten" im Zentrum Bangkoks weiter. Auf ein Protest an diesem Tag vor einer Militärkaserne, wo sich PM Abhisit zurück zog, wurde wegen starker Militärpräsents verzichtet. In vielen Thai-Medien wurde über eine baldige Parlamentsauflösung spekuliert. 

Am 16. April 2010 konzentrieren sich die Demonstrationsveranstaltungen im Stadtzentrum auf die Gegend um die  Ratchaprasong Raod. Dort im Stadtzentrum liegen viele bekannte Shopping-Mall´s, die auch von Touristen zuhauf besucht werden. Ein Armeesprecher nannte sie eine "gefährlichen Zone", weil jederzeit mit Gewaltausbrüchen durch Einsatz der Sicherheitskräfte gerechnet werden muss. Laut der lokalen, englischsprachigen Presse in Bangkok übernimmt das "Office of His Majesty's Principal Private Secretary" die Krankenhauskosten aller Demonstrationsopfer. Auch für die Bestattungen sollen Mittel bereit gestellt werden. Bei den gewalttätigen Ausschreitungen gab es erstmals keine bedauernden Worte des Königshauses auf Seiten der Rothemden-Demonstranten. Die Königin besuchte allerdings im Krankenhaus liegende Militärangehörige und Polizisten. Auch ein Aufruf zur Gewaltlosigkeit ließ das Königshaus während der Ausschreitungen nicht verlauten.

Neue Farbenlehre: Etwa 5000 Pink-shirt´s versammelten sich am 16. April 2010 nachmittags vor dem Standort des 11. Infanterieregiments in Bangkok, wo sich auch MP Abhisit - geschützt - aufhalten soll. Sie unterstützen die amtierende Regierung und das Militär. Die regierungstreuen Demonstranten zeigen sich nun nicht mehr in den "Negaitv-besetzten" gelben T-Shirt-Farben. Rosa und ein wenig Gelb sind die Farben der sich formierenden Gegendemonstranten. Auch der Begriff "Multicolour" (Vielfarbigkeit) wurde geprägt. Die Armeeführung traf sich mehrfach zu teilweise geheimen Gesprächen. Das Militär und Polizei steht nicht eindeutig hinter der Regierung. Zu groß ist auch die politische Trennung innerhalb der Sicherheitskräfte in Pro & Contra für die Rothemden. Bei vielen Soldaten und Polizisten geht ein Riss selbst durch die Familie hinsichtlich politischer Meinung. Einige Polizei- und Armeeeinheiten sind in der Umgebung des blockierten Gebiets in Stellung gegangen. 

Die Probleme europäischer Thailandurlauber befassten sich an diesen Tagen jedoch mehr mit den Flugausfällen aufgrund der Aschewolken über dem alten Kontinent von einem isländischen Vulkan. Viele Flughäfen in Mittel- und Nordeuropa waren vorübergehend geschlossen. Thai-Airways flog am Wochenende keine Flughäfen in Mittel- und Nordeuropa an. In Bangkok ist die Lage am 19. April unübersichtlich. Alle Optionen scheinen möglich. Nach übereinstimmenden Berichten der englischsprachigen Medien und Vor-Ort-Berichten sind die Spezialeinheiten der Armee mit scharfer Munition im Geschäftsviertel in Position gegangen. Auch die Rothemden bewaffnen sich zunehmend. Neben herkömmlich selbst gebastelten angespitzten Bambusstangen und Molotov-Cocktails werden auch scharfe Waffen in Reihen der UDD-Anhänger vermutet. Die Streitkräfte und Polizei hatten vorherige Woche ein nicht kleine Liste "abgenommener" Waffen veröffentlich. Die Aufnahmen unten sind vom 20. April 2010.

Palisadenproduktion: Rothemden spitzen Bambusrohre als "einfache" Waffe zur Verteidigung, oder... Das Militär trägt in diesen Tagen allerdings Waffen mit scharfer Munition.	Barrikaden: Schon bedrohlich sieht der Schutzwall der Roten aus. Hier an der Ratchaprasong Road in der sonst von Touristen so gut besuchten Shopping-Zone.
Scharfschütze? An vielen Stellen um die Demonstranten beziehen Militärs Stellung. Ein wenig erinnert es an die dramatischen Bilder der Heckenschützen vom 10. April 2010.	Müde Krieger! 2000 Soldaten in unmittelbarer Umgebung zu den Rothemden und noch viele Tausend in Reserve. Dazu noch wenig Schlaf in den vergangen Tagen.

21. April 2010: Die nun schon seit 2 Wochen andauernden Demos fordern die ersten drastischen ökonomischen Opfer. Die Hotels Holiday Inn, Intercontinental, Centara Grand und das Grand Hyatt Erawan (alle in und um der Demozone der Ratchaprasong Road liegend) stellten den Hotelbetrieb ein. Die wenigen bis zuletzt verbliebenen Hotelgäste bat man um Umzug. Viele Geschäfte haben ebenso geschlossen oder arbeiten mit einem Minimum an Personal. In der nordöstlichen Großstadt Khon Kaen haben Rothemden an diesem Tag einen Militärzug am Weiterfahren gehindert. Die Blockierer sind der Meinung, dass die Fahrzeuge und Soldaten die Truppen in Bangkok verstärken sollen. Bahnbeamte und Offiziere sagten, der Zug führe in den tiefen Süden, in die Unruheprovinz Pattani. Dort gab es im April weitere Sprenstoffattentate mit Todesopfern. Später fuhr der Militärtransport mit genehmigter Begleitung von Rothemden weiter.

Mehrere Explosionen ereigneten sich am Abend des 22. April 2010 an und um die Silom Road, eine der Hauptverkehrsstraßen und sozusagen Verlängerung der Ratchaprasong Road in Bangkok. Die laut Medienberichten von Gewehrgranaten abgefeuerten Geschosse richteten Schäden an Gebäuden und an einer Skytrain-Station (Sala Daeng) an. Drei Todesopfer und ca. 70 Verletzte sind zu beklagen. Über die Verursacher der Anschläge gab es nur Spekulationen. Um die Ausrufung des Kriegsrechts (deutliche Verschärfung der Notstandsgesetze) wird zwischen einigen Regierungsmitgliedern und der Militärs heftig diskutiert. Wo die Schwerpunkte der Blockaden in diesen Tagen in Bangkok liegen, zeigt ihnen die Karte unten.

Licht am dunklen Horizont: Am 23. und 24. April 2010 wurden Statements von Armeechef General Anupong Paochinda in der englischsprachigen thailändischen Presse veröffentlicht. Darin rückt der Armeechef von militärischer Gewalt zur "Lösung der Probleme" ab. General Anungpong sieht die Aufgabe des Militärs nur zur "Erhaltung der Öffentlichen Ordnung" und als "Pufferwirkung der befeindeten Lager". Die Rothemden rückten von der Forderung eines sofortigen Rücktritts der Regierung und Neuwahlen ab. "Man könne über einen längeren Zeitraum sprechen", so einige Führer der Rothemden. Die Regierung unter der Führung der "Demokratischen Partei" lehnt dies jedoch ab und besteht auf die Auflösung der Demonstrationen. Am Wochenende 24./25. April 2010 heißt die Devise "Täuschen & Tarnen": Die Führung der UDD ruft die Rothemden auf, sich nunmehr nicht mehr erkennbar in Rot zu kleiden. Damit können Demonstranten der Rothemden nun nicht mehr so leicht ausgemacht werden. Einige Protester der UDD kleiden sich teilweise ganz normal. 

Bild links: PM Abhisit und Armeegeneral Anupong bei einer Pressekonferenz in der Kaserne des 11. Infantrieregiments am 24. April. Der Heereschef Anupong war einer der "Tauben", wobei er letztlich beschwichtigend auf beide Konfliktparteien einwirkte und das Militär nicht zu einer gewalttätigen Auflösung schickte. Auch viele der Hin und Her gerissenen Sicherheitskräfte waren matt der vielen Einsatztage wegen.

Am 26. und 27. April 2010 häufen sich die Meldungen von Rothemden-Demos aus dem Norden und Nordosten des Landes. Das österreichische Außenministerium warnt gegenwärtig vor Reisen nach Thailand. Neben Bangkok kann es bei einer Eskalation auch in den Städten des Nordens und Nordosten (z.B. Chiang Mai und Udon Thani) zu Ausschreitungen kommen. In den Morgenstunden des 27. April 2010 wurden die Polizei- und Militärkräfte in Bangkok massiv verstärkt. In den Touristenzentren im Süden (Phuket und Samui), sowie in den umliegenden Urlaubsgebieten ist es ruhig. Auch der Flugbetrieb funktioniert reibungslos. Es ist damit zu rechnen, dass die Rothemden sich ggf. in kleinere Gruppen aufsplitten und es dabei an mehreren Stellen in Bangkok zu Gewalttätigkeiten kommen könnte.

Der deutsche Reiseveranstalter TUI hat heute alle Reisen nach Bangkok und Nordthailand abgesagt. Teilweise werden Reisende von Bangkok nach Phuket gebracht. Asiatische Reiseveranstalter haben schon vor 2 Wochen Reisen nach Bangkok eingestellt. Am Nachmittag des 28. April 2010 regnet es stark in Bangkok. Die Demonstranten werden von Sicherheitskräften eingekesselt und Zufahrtsstraßen vom öffentlichen Verkehr gesperrt. In dieser Nacht scheint man die Auflösung der Blockaden mit Gewalt durchzusetzen. Wider der meisten Erwartungen blieb es in der Nacht vom 28. auf den 29. April ruhig. Die paar in der Stadt verteilten Rothemden-Gruppen zogen sich um die Ratchaprasong Raod zusammen. Die UDD-Führer der Rothemden fürchten die gewaltsame Auflösung ihrer Blockaden und gezielte Gewalt gegen ihre Mitglieder. Deshalb gab es einen Hilferuf nach UN-Friedenstruppen nach New York und später eine Petition an die EU mit der Bitte um Entsendung von Beobachtern. Einige große deutsche Reiseveranstalter haben Reisen nach Bangkok und Nordthailand vorerst bis zum 3. Mai 2010 ausgesetzt. Der Tourismus in die Regionen um Phuket und Samui verläuft ohne Probleme.

Auch am Monatswechsel war die Lage relativ ruhig. Militär und Polizei stehen laut thailändischen Medien nicht 100%ig hinter der Regierung. Polizeieinheiten in Bangkok sollen sogar Weisungen des PM Abhisit nicht befolgt haben. Die Demonstrationen und Blockaden der Rothemden sollen nach Angaben ihrer Führer bis zum Rücktritt der Regierung weiter gehen. Die Gewaltbereitschaft scheint auf beiden Seiten immer noch hoch zu sein. Am 03. Mai 2010 verlass PM zu einer Fernsehansprache einen Fünf-Punkte-Plan. Dieser Kompromiss der Regierung hat neben mehr sozialen Gerechtigkeit auch vorgezogene Neuwahlen am 14. November 2010 vorgesehen. Das Papier wird nun innerhalb der Rothemden diskutiert. Man redet wieder miteinander. Eine gewaltsame Räumung scheint zurzeit nicht geplant,  kann wohl auch nicht mehr durchgesetzt werden. Die Führer der UDD haben am 04. Mai 2010 den 5-Punkte-Plan (Road Map) der Regierung weitgehendst akzeptiert.

Bis zum 13. Mai 2010 wurde die Besetzung von Teilen des Zentrums in Bangkok von den Rothemden nicht aufgegeben. Nach anfänglicher Akzeptanz der "Road-Map" stellte die UDD Forderungen nach Ergänzungen des "Friedensplans" der Regierung auf. Unter anderem sollte sich der stellvertretende Premierminister der Polizei stellen. Die UDD-Führer unterstellen ihm die Schuld an den gewalttätigen Ausscheitungen am 10. April. Die PAD hat sich gegen die von der Regierung vorgeschlagene "Road-Map" gewandt und die Regierung gewarnt, Neuwahlen durchzuführen. Die Regierung verlangt weiterhin die ultimative Räumung des verbarrikadierten Geländes an der Rajprasong Road. Fast alle Reiseveranstalter haben Bangkok wieder im Programm. Gemieden werden die Hotels in der Protestumgebung. Der Notstand ist noch nicht aufgehoben. Die Regierung hat wegen der unüberbrückbaren Gegensätze den Termin für die geplante und vorgezogene Neuwahl am 14. Nov. 2010 zurück gezogen.

Am Nachmittag des 13.Mai wurden die Sicherheitskräfte um das blockierte Areal der Rothemden deutlich verstärkt und das Protestareal abgeriegelt. In weiteren 15 Nord-Ost-Provinzen von Thailand wurde der Ausnahmezustand ausgerufen. Dazu zählen: Chonburi, Samut Prakan, Nonthaburi, Pathum Thani, Ayutthaya, Khon Kaen, Udon Thani, Chaiyaphum, Nakhon Ratchasima, Si Sa Ket, Chiang Mai, Chiang Rai, Nan, Lampang und Nakhon Sawan. Der Ausnahmezustand in Bangkok, Nakhon Pathom und Ayutthaya wurde bereits im April ausgerufen und bleibt in Kraft.

General Khattiya am 13. Mai bei dem Interview mit der Intern. Harald Tribune. Wenig später schoss der Heckenschütze Khattiya in den Kopf. Er gilt als Thaksin Unterstützer und Befürworter harter Demonstrationsmaßnahmen der Rothemden. † am 17.Mai 2010.	Wer ist Freund oder Feind? Die UDD-Anhänger sind oft nicht mehr auszumachen. In der Innenstadt von Bangkok ist es bei Ausschreitungen gefährlich für Zivilisten. Die Anzahl der Demonstranten ist gesunken - die Anzahl der Gewaltbereiten aber noch groß.

Der mit den Rothemden sympathisierende (ex-) Thai-General Khattiya Sawasdipol (auch bekannt unter dem Namen Seh Daeng), der erst vor wenigen Tagen vom Dienst suspendiert wurde, ist während eines Interviews in den Kopf geschossen wurden. Sein Zustand ist lebensbedrohlich. Nach noch unbestätigten Meldungen soll dafür das Militär verantwortlich sein. Zudem ist ein 25-jähriger Demonstrant seinen Schussverletzungen erlegen. Zu Ausschreitungen mit Waffengewalt kam es in der Nacht in der grünen Lunge im Stadtzentrum - dem Lumphini Park. Die Nacht und frühen Morgenstunden waren recht ruhig. Am 14. Mai eskalieren die Auseinandersetzungen erneut. Immer wieder gibt es Gefechte zwischen Militär und Demonstranten. Neben Gummigeschossen und Gaseinsatz wird auch scharfe Munition eingesetzt.

Ausgewählte Militäreinheiten finden den Einsatz in vorderster Front zu den Demonstranten. Beförderungen und Geldversprechen gegenüber den Soldaten machen sie zu zuverlässigen Schergen bei Thais vs. Thais.	Bei dem Einsatz moderner Präzisionswaffen stellt sich nicht die Frage nach Zufallstreffern. Das gezielte Ausschalten von Regierungsgegnern ist in diesen Tagen durch die Notstandsgesetzte legitimiert. Wer immer es sein mag...wie hier der kanadische Reporter.

Wieder wurde gezielt ein ausländischer Reporter niedergestreckt. Es traf einen Kanadier, der für eine französische Sendeanstalt arbeitete. Er wurde lebensgefährlich verletzt. Auch ein thailändischer Zeitungsreporter wurde getroffen. Augenzeugen und Thaimedien berichten von gezielten (Heckenschützen-) Feuer auf Demonstranten. UDD-Anhänger wehren sich mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln. Deutsche Reiseunternehmen haben Bangkok als Reiseziel wiederholt vorläufig aus dem Programm genommen. Einige Botschaften haben vorübergehend geschlossen und schieben den Grund vor, keine Visa-Angelegenheiten momentan zu bearbeiten. Die Überlebenschancen des im Koma liegenden General Khattiya sind sehr gering.

Die angebotene Neuwahlen am 14. November nicht mehr durchzuführen war wohl ein Fehler der Regierung. Die UDD-Anhänger stehen nun mit einem Nichts in der Hand. Einige Anführer sollen schon in den Untergrund gegangen sein. Zwillen sind wohl die harmlosesten Waffen beim Einsatz gegen die vorrückenden Sicherheitskräfte.	Ab dem 14. Mai geht das Militär ungeniert mit scharfen Waffen vor. Alle Einheiten sind neben den Gewehren mit Gummigeschossen (lebensgefährlich) auch mit dem Standardgewehr M16 ausgerüstet. Viele Bilder aus intern. Foren zeugen auch von Spezialeinheiten, die auf offener Straße mit Scharfschützengewehren auf Demonstranten zielen.
Schockbilder? Nein - Realität. Gern stellen wir diese Bilder nicht ins Netz. Die Gewalteskalation ist derart schockierend, dass diese Bilder gezeigt werden müssen. Das derart gezielte Todesschüsse so wenig internationale bedeutungslose Kritik erfährt, ist nicht zu verstehen.

Bis zu den frühen Morgenstunden des 15. Mai 2010 wurden in Bangkok mindestens 17 Todesopfer und über 120 teilweise schwer Verletzte gezählt. Wegen der andauernden Gewalt wird sich die Zahl der Opfer noch erhöhen. In den Hochhausburgen im Zentrum der Stadt beherrschen Guerillakriegsszenen den Nacht- und Tagesablauf. Auch die Propagandaschlachten werden immer undurchsichtiger und uneinsichtiger. Den ganzen Tag gibt es schwere Gefechte in der Stadt. Die Opferzahlen steigen stündlich. Zu Straßenschlachten kommt es auch in der bekannten Sathorn Road, wo mehrere ausländische Botschaften liegen. Die Regierung betont, dass es ihr nach wie vor nur um die Einkreisung und Abschirmung der "Rothemden-Demonstranten" geht. Es mehren sich Meldungen aus den Provinzen im Norden und Nord-Osten, dass man dort "Regierungsstellen angreifen wird, wenn die Armee den Kampf nicht einstellt". In einer Fernsehansprache besteht PM Abhisit auf die Aufgabe der Proteste in Bangkok und meint, "es gibt kein zurück".

Am 15. Mai wurden 27 verhaftete "Rothemden-Demonstranten" zu je 1 Jahr Haft verurteilt, wie die "The Nation" in ihrer Online-Ausgabe meldete. Nur eine Stunde später wird die selbe Meldung wieder veröffentlicht. Mit dem Unterschied: jetzt sind es 6 Monate Haft, statt dem einen Jahr. Die Urteile wurden wahrscheinlich von höchster Stelle korrigiert. Bis Mitternacht vom 15. auf den 16. Mai wurden mindestens 22 Tote und ca. 172 Verletzte gezählt. Diese Angaben sind wahrscheinlich niedrig und längst nicht alle Verletzte sind aufgeführt (Anm. d. Redaktion). Die Nacht zum 16. Mai 2010 verlief relativ ruhig. Es gab keine größeren Ausschreitungen. Die besetzten Gebiete um die Rajprasong Raod und am Lumphini Park sind weiterhin besetzt, aber von Militäreinheiten umzingelt. Laut Angaben von Sprechern der "Rothemden" gibt es jedoch noch Zugänge für die Versorgung und Demonstranten.

Rothemdenführer Nattawut Saikua (unten rechts) berichtet auf der Blockademeile an der Rajprasong Road von den Ereignissen der Nacht. Auch er hat den sogenannten "Friedensplan" der Regierung abgelehnt. Die Blockademeile ist weiträumig vom Militär umzingelt. Ein geforderter Waffenstillstand der "Rothemden" wurde von der Regierung umgehend zurück gewiesen.	CRES heißt das Krisenzentrum der Regierung. Am Sonntag morgen (16.5.) ruft ihr Sprecher Col. Sansern Kaewkamne Unbeteiligte auf, das Blockadezentrum der UDD-Rothemden zu verlassen. Er wies darauf hin, dass Scharfschützen nur auf Beine und Arme von bewaffneten Terroristen schießen dürften. Diese Stellungnahme verwandte auch der thailändische Außenminister gegenüber Einwänden der UNO.

Die Deutsche Botschaft in Bangkok öffnet am Montag den 17. Mai 2010 nicht. Wie lange diese geschlossen bleibt steht noch nicht fest. Sie liegt im gefährdeten Gebiet. Die Telefonnummer der Botschaft: (0066-2) 287 9000. Teile der Innenstadt sind abgeriegelt. Ausschreitungen gibt es in einigen Stadtteilen. Dies kann sich stündlich ändern. Am Mittag des 16. Mai werden Frauen, Kinder und Zivilisten aufgefordert das Areal um die  Rajprasong Raod dringend zu verlassen und sich in Sicherheit zu bringen. Dies ist eine Meldung vom CRES (Center for the Resolution of Emergency Situation) - sozusagen das Krisenstabs der Regierung.

Unterstützer der "Rothemden" gibt es viele. Rechnerisch sind etwa 40 Prozent der Wähler UDD-Sympathisanten. In Bangkok weniger, im Süden wenige, im Norden und Nordosten viele. Auf dem Bild werden Banner mit den aktuellen Parolen bemalt. Im Bangkoker Stadtteil Khlong Toi.	Der Funke springt über: Ein ganz aktuelles Bild zeigt einen Reifenbrand am Airport und Luftwaffenstützpunkt in Udon Thani, das im sogenannten Issan liegt. Unterstützer der Rothemden beginnen nun auch außerhalb des Bangkoker-Kriegszentrums mit gewalttätigen Protesten gegenüber der Staatsmacht.

In weitern 5 thailändischen Provinzen wurde der Notstand ausgerufen: und zwar in Ubon Ratchathai, Mahasarakham, Roi Et, Sakon Nakhon und Nong Bua Lampu. Bis zum Morgen des 17. Mai 2010 wurden 35 Todesopfer und mehr als 300 Verletzte (seit dem 14. Mai) bestätigt. Um 1 Uhr früh wurde das Nobelhotel Dusit Thani beschossen. Die Gäste flüchteten in den Keller. Später verließen sie das Hotel und wurden in Sicherheit gebracht. Den 17. und 18. Mai hat die Regierung als "arbeitsfreien Tag" erklärt. Schulen bleiben geschlossen, die Verkehrsbetriebe sind weitgehendst eingestellt. Bombenanschläge erfolgten in den frühen Morgenstunden auf Banken in Chiang Mai.

Am 16. Mai demonstrierten thailändische Mönche und Novizen am Victory Memorial im Stadtzentrum für eine sofortige Beendigung der Gewalt. Die buddhistischen Führer des Landes rufen vergebens nach der nötigen Einsicht politische Fragen am Verhandlungstisch zu lösen.	Schlechte Zukunftsaussichten: Auf dem von "Rothemden" besetzten Gelände in der Shoppinarea spielen die Thai-Kids auf dem so friedlichen Symbol des Landes. Sie gehören zu den Familien der Demonstranten. Die 3 Changs (Elefanten) stehen vor einer Shoppingmall.

Gegen Mittag am 17. Mai 2010 wurden Flugblätter im Stadtzentrum Bangkoks aus der Luft abgeworfen. Demonstranten werden darin ultimativ aufgefordert, das Areal unverzüglich bis 15 Uhr zu verlassen. Verbleibenden wird Haft bis zu 2 Jahren angedroht. Droht jetzt die Räumung der "Kampfzone" um die Rajprasong Raod ? Tagsüber war es um das Demonstrationszentrum recht ruhig. Auseinandersetzungen gab es aber an anderen Stellen. Wie aus Kreisen der "Rothemden" bestätigt wurde, laufen Geheimverhandlungen zwischen dem stellvertretenden Premierminister und den Rothemden-Führern. Vielleicht ein Silberstreif am...? Wie Nachrichtenagentur "AFP" am späten Montag abend meldet, soll der im Exil lebende Ex-Premierminister Thaksin sich telefonisch bei der "Regierung" gemeldet haben, um ein Ende der Gewalt zu erreichen. Nach noch unbestätigten Meldungen wird über eine Räumung der Demonstrationshochburg an der Rajprasong Road verhandelt.

Dr. Weng Tojirakarn am 17. Mai bei einem Gespräch mit der Presse. Er zeigt sich in einem Siemens T-Shirt. Sein Parteimittstreiter Nattawut Saikua erschien gar in einem USA-Beflagten Oberteil.	Wie ernst die Lage ist und mit welcher Dramatik die "Rothemden" zum Kampf entschlossen sind, zeigt diese Momentaufnahme im TV von einem Tanklastzug mit 6000 Litern Sprit, der die Rama IV Road blockiert. Eine der großen Stadtstraßen im Zentrum.

In der Nacht zum 18.Mai 2010 wurde auch trotz des Ultimatums nicht geräumt. Die Führer der "Rothemden" sprechen nun nicht mehr mit einer Stimme. Wohl deswegen ist sich auch der Krisenstab (CRES) uneins. Während die Regierung die gewalttätige Räumung anstrebe, stellen sich einige Teile des Militärs dagegen. Eine öffentliche Diskussion oder Berichterstattung in den Medien gibt es darüber nicht oder nur im geringen Umfang. Einigen Verantwortlichen beider Seiten scheint klar zu sein, dass ein weitere Eskalation der Gewalt das Land das Lächeln ganz und gar nimmt. Es wird eine Zeit dauern, bis Anhänger beider Gruppierungen erkennen, dass ihre Hardliner die Situation im Lande nicht verbessern können. Die Anzahl der Todesopfer hat sich seit dem 14. Mai auf mindestens 38 summiert. Damit sind seit dem Ausbruch der Unruhen am 10. April 2010 über 70 Tote zu beklagen. Am Nachmittag trafen Unterhändler der Regierung (thailändische Senatoren) im Demonstrationszentrum ein, um mit den Führern der Rothemden und den Demonstranten zu verhandeln. Das Treffen brachte kein Ergebnis und die Unterhändler wurden ausgebuht. Die Regierung kam Forderungen der "Rothemden" nach Abzugs des Militär nicht nach, verlagt zuerst die Räumung des Demonstrationszentrums. Auch wurde bekannt gegeben, dass am 19. und 20. Mai in Bangkok Schulen geschlossen bleiben und nicht gearbeitet wird. Auch die Verkehrbetriebe fahren nicht. Ob dies in Indiz für ein gewalttätige Räumung ist, kann keiner vorher sagen. Ausschreitungen fanden an diesem Tag (18.Mai) nur vereinzelnd statt. Das Militär hielt sich zurück.

Stellvertretender Premierminister und Generalsekretär der Demokratischen Partei Thailands Suthep Thaugsuban. Er solle sich "vor Gericht verantworten und sei für die Gewalt verantwortlich" - behaupten die Führer der "Rothemden". Am 18. Mai besteht Suthep noch immer auf eine gewaltsame Räumung und sagt, "das Militär schieße nicht auf Zivilisten".	Nach wie vor harren die Demonstranten, Frauen und Kinder zwischen den Hochhäusern der Rajprasong Road und dem Lumphini Park aus. Ohne Kompromiss werden die Führer der "Rothemden" womöglich nicht Nachgeben. Ein weiser Rückzug zu den Vorschlägen des Friedensplans (Roadmap) könnte die Lage vorerst Entspannen und ist eine Möglichkeit die Gewalt für weitere Verhandlungen auszusetzen.

Weiter mit den Geschehnissen am Tag der Räumung des Demonstrationszentrums, dem 19. Mai 2010